Online Arbeiten : Eigene Produkte über das Internet verkaufen

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09.12.2023 00:00:00

Online Arbeiten : Eigene Produkte über das Internet verkaufen

Im Bereich E-Commerce gibt es ganz verschiedene Modelle, mit denen du ortsunabhängig Geld verdienen kannst. In vorherigen Beiträgen ging es darum, wie du als Wiederverkäufer agierst ( Dropshipping) und Produkte unter deiner eigenen Marke verkaufst ( Private Labeling). Für keine dieser Möglichkeiten benötigst du eine Fertigungsstraße oder ein Warenlager. Dank Dienstleistern, die Lagerhaltung, Versand und Retourenabwicklung übernehmen, funktioniert E-Commerce heutzutage auch ortsunabhängig. Beim Dropshipping gehst du kaum finanzielles Risiko ein, da du keinen eigenen Warenbestand hast. Mit Private Labeling verbesserst du bestehende Produkte und vertreibst diese auf einem Online-Marktplatz oder in einem eigenen Shop unter deiner Marke. Mit der Entwicklung eigener Produkte gehst du ein höheres Risiko ein, wodurch du dich gleichzeitig entscheidend vom Wettbewerb abgrenzen kannst. Du designst ein komplett neues Produkt, welches du von erfahrenen Herstellern fertigen lässt. Während einer Workation auf Bali haben wir eine Start-up-Night veranstaltet. Jeder der zehn Teilnehmer stellte eine Geschäftsidee vor. Daraus wurde eine ausgewählt, die wir innerhalb einer Nacht testen wollten. Es handelte sich um Armschmuck aus Bambus und Silber mit eingravierten Sprüchen für Ozeanliebhaber. Der Markttest über Facebook Anzeigen war erfolgreich, sodass wir am nächsten Morgen direkt zu ein paar Silberschmieden fuhren. Keine 48 Stunden später hielten wir die ersten Prototypen für unser eigenes Produkt in der Hand.
Vorteile: Neben der potenziell großen Gewinnmarge spricht für eigene Produkte wohl der hohe Grad an Selbstverwirklichung. Du hast die Möglichkeit, ohne riskante Investitionen und Produktionsstätte mit deiner Idee eine Marktlücke zu schließen. Anders als beim Dropshipping oder Private Labeling bist du mit einer kompletten Neuschöpfung nicht austauschbar, wodurch du dir einen langfristigen Wettbewerbsvorteil schaffen kannst.
  • Patentierte Lösung hat einen Wert in sich
  • Hohe Gewinnmargen möglich
  • Selbstverwirklichung durch Eigenkreationen
  • Wettbewerbsvorteil durch komplett neues Produkt
Nachteile: Bei einem ganz neuen Produkt fehlt oft der Proof of Concept, also der Beweis dafür, dass es sich wirklich verkaufen lässt. Deshalb solltest du unbedingt testen, bevor du in die Produktion gehst. Da das Produkt noch unbekannt ist, wirst du wahrscheinlich Überzeugungsarbeit bei deiner Zielgruppe leisten müssen, was zu einem höheren Marketingaufwand führen kann.
  • Angebot ist nicht am Markt erprobt
  • Herstellersuche kann sehr langwierig sein
  • Anfangsinvestition für Produktionsaufwand und erste Bestellung
  • Komplexe Produkte setzen Verständnis für die Fertigung voraus
 

Erste Schritte für Eigene Produkte

Eigenkreationen produzieren zu lassen ist leichter als angenommen. Denke an Getränke mit neuen Geschmäckern, die dir ein Abfüller mischt. Kleidungsstücke, die du bei einer Näherei in Auftrag gibst. Oder Kerzenständer, die ein Metallverarbeitungsbetrieb um die Ecke fräsen kann. Je komplexer die Produkte sind, desto schwieriger wird es natürlich, einen Hersteller zu finden. Aber für kleine Artikel mit wenigen Werkstoffen wirst du schnell zum Anbieter deiner eigenen Produktideen. Ortsunabhängig betreibst du dieses Geschäftsmodell, indem du einen Fulfillment-Dienstleister mit Lagerhaltung, Verpackung und Versand beauftragst.
  1. Produkteigenschaften: Mache eine Skizze – im besten Fall eine technische von deiner Produktidee.
  2. Herstellersuche: Suche dir einen Produzenten, der in der Lage ist, dein Produkt zu fertigen.
  3. Prototyp: Lasse dir ein Probeexemplar schicken, überprüfe die Qualität und mache Fotos davon.
  4. Markttest: Biete dein Produkt über eine schlichte Website zum Vorverkauf an, um zu sehen, ob Interesse daran besteht.
  5. Verkauf: Erst nach erfolgreichem Test lässt du dir deine Ware in ein Lager schicken und beginnst mit dem Marketing.

1. Produkteigenschaften

Um deine grobe Idee auf ein Blatt Papier zu bringen, machst du eine Skizze und im besten Fall eine technische Zeichnung (CAD-Zeichnung) von deinem Produkt. Wenn du künstlerisch nicht so begabt bist, suche dir Hilfe von Produktdesignern. Entscheidend für die Hersteller sind vor allem die Abmessungen, Funktionalitäten und die verwendeten Materialien. Starte mit den wichtigsten Funktionen deiner Produktidee, um nicht gleich am Anfang an der Komplexität zu scheitern. Solltest du ein bereits bestehendes Produkt verändern wollen, suche dir Anbieter und frage nach, welche Anpassungen möglich sind. Im Grunde praktizierst du dann Private Labeling. Die meisten Produzenten werden Veränderungen auf ihrer Fertigungsstraße vornehmen, wenn du dich zu einer Mindestabnahmemenge verpflichtest.  

2. Herstellersuche

Produzenten, die in der Lage sind, dein Produkt zu fertigen, findest du auf verschiedene Arten. Recherchiere in Verzeichnisseiten wie Wer liefert Was nach passenden Spezialisten. Alternativ begibst du dich auf die Suche nach ähnlichen Artikeln, machst die Hersteller ausfindig und fragst dort an, ob sie deine Version produzieren können. Oder du schreibst die Produktidee mit CAD-Zeichnung auf Portalen wie Techpilot aus, woraufhin sich mittelständische Hersteller darauf bewerben. Gemeinsam feilt ihr solange am Design, bis es zufriedenstellend ist und du einen Prototypen bestellst. Eine weitere Option ist es, deine Produktidee auf einer Seite wie Manugoo einzureichen, wo die Umsetzung für dich übernommen wird und du eine Beteiligung am Gewinn erhältst. Selbstgemachtes wie Kleidung, Accessoires für die Wohnung oder kleine Basteleien kannst du auf Etsy verkaufen. Auf diesem Portal richtest du dir kostenlos einen Shop ein, auf dem du die Artikel mit Bildern und Beschreibungen vorstellst.  

3. Prototyp

Wenn du bei einem Produzenten ein gutes Gefühl hast, lasse dir ein Probeexemplar schicken. Überprüfe die Qualität und Beschaffenheit. Sicher ist nicht gleich der erste Wurf perfekt, sodass es in die nächsten Iterationen geht. Gib das Produkt auch Bekannten in die Hand und hole Feedback ein. Wichtig ist, dass du bereits von dem Prototyp hochwertige Fotos machst, die du für den Markttest nutzen kannst.  

4. Markttest

Vor allem bei Produkten, die es so noch nicht gibt, ist ein Markttest zur Risikominimierung empfehlenswert. Du überprüfst deine getroffenen Annahmen über die vorhandene Nachfrage, indem du den Artikel vorverkaufst. Die Fotos von deinem Prototyp stellst du gemeinsam mit einer Produktbeschreibung auf eine Website, schaltest darauf Werbeanzeigen und gibst den Interessenten einen Rabatt, wenn sie dein Angebot schon heute wahrnehmen, sich aber mit der Lieferung gedulden können. Eine andere Möglichkeit für den Test deiner Produktidee und die Vorfinanzierung der Produktion besteht im Crowdfunding, also dem Vorverkauf von unfertigen Neuprodukten an Unterstützer.  

Fallstudie: Frank vertreibt den grünen Däumling

Ein paar Monate lang hat Frank recht erfolgreich Anzuchtsets für Hobbygärtner verkauft. Die Kunden sind grundsätzlich zufrieden, bemängeln aber hin und wieder die Qualität der Anzuchterde. Außerdem wünschen sie sich verschiedene Variationen bei den Kräutersets. Da er keine geeigneten Lieferanten finden kann, die diese Kundenbedürfnisse erfüllen, beschließt Frank, die Produktion selbst in die Hand zu nehmen. Von einem Landwirt aus der Region lässt er sich hochwertige Muttererde schicken. Eine Vielfalt an verschiedenen Samen für Kräuter und Gemüsepflanzen bestellt er bei einem holländischen Großhändler. Die Gefäße aus einem leichten Material, das Terrakotta ähnelt, jedoch deutlich günstiger ist, bekommt er von einer kleinen Töpferei aus dem Schwarzwald. Von allen einzelnen Komponenten bestellt Frank je 50 Stück, die bald darauf in seiner Garage eintreffen, die zum provisorischen Lager geworden ist. Händisch stellt er daraus unterschiedliche Sets für ein- und zweijährige Gemüsepflanzen sowie heimische und mediterrane Kräuter zusammen. Auf dem wöchentlichen Trödelmarkt im Nachbardorf verkauft er erfolgreich alle Sets. Nach dem positiven Feedback löst Frank eine größere Bestellung aus, die direkt an einen Fulfillment-Dienstleister, der auch die Verpackung übernimmt, versendet wird. Einen Teil der Sets lässt er an eine regionale Gartenmarktkette weiterleiten, bei der er für seine Produkte einen Regalplatz bekommen hat.
 

5. Verkauf

Erst nach dem erfolgreichen Markttest lässt du dir die produzierte Ware in ein Lager schicken und beginnst mit dem Marketing. Basierend auf dem Feedback aus dem Test kannst du nochmal eine Anpassungsschleife einbauen. Sobald der Verkauf startet, muss das Produkt nahezu perfekt sein, da unzufriedene Kunden dir selten eine zweite Chance geben. Der einfachste Einstieg zum Vertrieb führt über Amazon FBA. Du legst dort ein Verkäuferkonto an, woraufhin du deine Ware an eine Lagerhalle von Amazon verschicken und ziemlich schnell mit dem Verkauf beginnen kannst. Wenn du es schaffst, mit deinen Kreationen eine nachgefragte Marke zu etablieren, solltest du mittelfristig auf einen eigenen Online-Shop umziehen. Dort sparst du nicht nur an Verkaufsgebühren, sondern hast auch mehr Flexibilität hinsichtlich des Designs und die volle Kontrolle über deine Kundendaten.  
 

12 Ideen für Produzenten

  • Tequila mit Orangensaft vorgemischt in der Flasche
  • DIY-Set zum Kerzengießen
  • Wasserabweisende Yogamatten mit DVD-Anleitung
  • Geldtasche aus alten Korken
  • Lautsprecherboxen für das Fahrrad
  • Sommerhüte für XXL-Köpfe
  • Ledergürtel mit eingebauter Handyhalterung
  • Wiederverwendbare Teebeutel
  • Tagebücher mit Titanhülle
  • Handtaschen mit integrierter Power Bank
  • Kinderspielzeug aus Bambus
  • Brettspiel für finanzielle Intelligenz
 
 

Weiterführende Ressourcen

  Hat dir der Beitrag geholfen? Es ist der sechste Teil einer Artikelserie zu ortsunabhängigen Geschäftsmodellen. Neben der Herstellung und dem Vetrieb eigener Produkte über das Internet gibt es natürlich viele weitere Möglichkeiten, um online zu arbeiten. Regelmäßig erscheint ein neuer Artikel zu dieser Reihe.