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Online Arbeiten : Als Freelancer in die digitale Selbständigkeit

Online Arbeiten : Als Freelancer in die digitale Selbständigkeit

Mein Einstieg in die Selbständigkeit begann mit Übersetzungen, die ich als Freelancer ohne jegliche Qualifikation anbot. Die anfänglich bescheidenen Stundensätze wurden besser, nachdem ich mich auf die konkrete Zielgruppe der englischsprachigen App-Anbieter konzentrierte. Nach einem Jahr hatte ich so viele Aufträge, dass ich einzelne Arbeitsschritte an andere freie Mitarbeiter auslagerte und mich selbst nur noch um die Kundenakquise kümmerte. Die Agenturarbeit gab ich zwei Jahre später auf, um mich Projekten zu widmen, die mich mehr begeisterten. Dennoch war es für mich ein optimaler Einstieg in die Selbständigkeit. Durch das Angebot deiner Fähigkeiten gegen einen Stundensatz hast du die Möglichkeit, ein sofortiges Einkommen zu verdienen. Wenn du Fachwissen in einem speziellen Bereich mitbringst, umso besser. Um Services anzubieten, benötigst du keine Zeugnisse oder Zertifikate, sondern Expertise. Alles was zählt, ist Leistung. Sobald du anderen Menschen dabei helfen kannst, ein Ergebnis schnell und kostengünstig zu erreichen, bist du bereits ein Coach oder Berater. Vielleicht hast du die Fähigkeiten, um dich als Hochzeitsplaner, Flirtcoach, Gitarrenlehrer oder Hundetrainer zu positionieren. Selbst wenn du denkst, keinerlei spezielles Wissen zu besitzen, (was ich dir nicht abnehme), kannst du mit Jobs wie virtueller Assistenz, Recherchearbeiten oder Deutschunterricht via Videotelefonie anfangen. Eigne dir Kenntnisse in Online-Marketing, Übersetzung, Texterstellung oder Administrationsaufgaben an. Probiere dich aus, verwalte 20 Konten auf Instagram, formatiere Word-Dokumente zu E-Books oder schreibe so viele Blogartikel, bis du das Gefühl hast, dass du mit deiner Expertise anderen helfen kannst.
Vorteile: Der Vorteil beim Freelancing ist, dass du kein großes Risiko eingehst und schnell online Geld verdienen kannst. Es eignet sich gut für Selbständige, die eine bestimmte Fähigkeit haben, aber wenig Erfahrungen in der Kundenarbeit mitbringen. Außerdem ist das Erbringen individueller Dienstleistungen super, um eine neue Idee auszuprobieren und sofortiges Kundenfeedback zu bekommen.
  • Keine Anfangsinvestitionen nötig
  • Einstieg auch ohne unternehmerische Erfahrung
  • Gute Möglichkeit, schnell Geld zu verdienen
  • Aufbau von Expertise/Kompetenzen während der praktischen Anwendung
Nachteile: Du bietest einen Service zum Stundenlohn an und wirst nach erledigtem Auftrag bezahlt. Damit ergeben sich auch schon die Nachteile, denn du kannst nicht mehr Geld verdienen, als der Tag Stunden hat. Wenn du als Freelancer „nur“ ein Thema hast, welches du im Stundentakt abrechnest, sind die Projekte auf jeden einzelnen Kunden zugeschnitten. Diese Individualprojekte sorgen dafür, dass du selten von vorangegangenen Leistungen profitierst. Sobald du effizienter in deiner Arbeit wirst, schießt du dir selbst in den Fuß. Auch die Qualität leidet unter individuellen Aufträgen, da du aufgrund der ständig wechselnden Kundenanforderungen nie in einer Sache richtig gut werden kannst.
  • Skalierfähigkeit ist kaum gegeben, da Zuwachs an Output (Geld) automatisch genauso viel Zuwachs an Input (Arbeit) bedeutet
  • Zeitliche Flexibilität ist durch ständige Abrufbarkeit eingeschränkt
  • Aufbau von wiederverwendbaren Vermögensgegenständen bei Individualprojekten ist schwierig
 

Erste Schritte für Freelancer

Freelancer sind freie Mitarbeiter, die eine Honorarvereinbarung oder einen Dienstvertrag mit einem Auftraggeber haben, darüber hinaus aber komplett ungebunden sind. Rechtlich gesehen sind sie entweder Einzelunternehmer oder Freiberufler, was abhängig von der ausgeführten Dienstleistung ist. In kostenlosen Erstgesprächen entwickeln Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam einen Arbeitsauftrag. Je nachdem, in welcher Branche du deine Leistung anbietest, können Preise stark variieren. Die Stundensätze reichen von 15 – 35 Euro für virtuelle Assistenten über 50 – 80 Euro für gelernte Designer oder Programmierer bis weit über 100 Euro für Leistungen im konzeptionellen Bereich.
  1. Angebot: Finde deine Marktnische und formuliere in einem kurzen Satz,welchen konkreten Mehrwert du deinen Klienten bietest.
  2. Portfolio: Präsentiere deine angebotenen Leistungen auf einer einfachen Website oder einem Freelancer-Portal.
  3. Kunden: Erzähle deinem Netzwerk von den Services, bewirb dich auf ausgeschriebene Jobs oder gehe direkt auf deine Wunschkunden zu.
  4. Standardisieren: Biete Paketlösungen an, indem du Prozesse für einzelne Arbeitsschritte deines Angebots erstellst und auslagerst.

1. Angebot entwickeln

Orientiere dich bei dem Angebot nicht nur an deinen Fähigkeiten, sondern auch am Bedarf und Wettbewerb. Suche dir ein Marktsegment, in der es wenig Konkurrenz gibt. Wenn du als Übersetzer arbeiten möchtest, bist du einer von Millionen. Mit dem Sprachpaar Englisch-Deutsch konkurrierst du mit Tausenden. In dem Spezialgebiet Smartphone-Apps nur noch mit Hunderten. Wenn du zusätzlich lernst, wie suchmaschinenoptimierte Texte in App-Stores geschrieben werden, bist du Einer von ganz Wenigen. In dieser Nische wirst du aufgrund der geringeren Konkurrenz viel stärker nachgefragt, kannst dich schneller als Experte positionieren und damit auch deutlich höhere Stundensätze verlangen. Im Idealfall ist dein Angebot eine Kombination aus drei Faktoren:
  • Was will ich? (eigene Passion und Interessen)
  • Was kann ich? (Erfahrungen, Ausbildung, Kompetenzen)
  • Was wird nachgefragt? (Bedürfnisse und Kaufkraft am Markt)
Nimm dir ein paar Post-its und mache für alle drei Kategorien ein Brainstorming. Sobald du 10 - 15 Minuten lang Ideen gesammelt hast, schaue dir die beschriebenen Zettel an und versuche Muster zu erkennen. Überlege dir, welche Kombinationen aus deinen Interessen, Fähigkeiten und Marktbedürfnissen attraktiv für dich sind. Was für einen Nutzen könntest du einem Kunden damit bringen?

Fallstudie: Anna, die nichts kann:

Wie so viele Menschen will sich Anna unbedingt selbstständig machen, hat aber keine Ahnung, wie sie anfangen soll. Ein Bekannter erzählt ihr, dass man sich auf Online-Plattformen als Freelancer ziemlich einfach auf Jobs bewerben kann. Annas erster Gedanke ist: „Aber ich kann doch nichts, wofür andere Menschen bezahlen würden“. An einem ruhigen Sonntag setzt sie sich hin und listet ihre Leidenschaften, Fähigkeiten und Erfahrungen auf:
  • Leidenschaften: Reisen, Badminton, Online-Shopping, Schreiben
  • Fähigkeiten: Excel, Design, Werbetexten, Englisch, Hausarbeit
  • Erfahrungen: Auslandsaufenthalt, Werbeagentur, Hundesitting
Sie schreibt all diese Dinge auf Post-its und versucht Überschneidungen zu finden, die sie als Freelancerin anbieten könnte. Auf einmal hat sie einen Geistesblitz. Um ihr Haus in Ordnung zu halten, bestellt sie oft die neuesten Gadgets auf Amazon. Dabei ärgert sie sich immer über die schlechten Beschreibungen und Bilder. Aus ihrer Zeit in der Werbeagentur weiß sie doch, wie man das besser machen kann. Ihr fällt auf, dass vor allem die Amazon-Listings von englischsprachigen Verkäufern viel Verbesserungspotenzial haben. Ihr Englisch ist dank eines Auslandsstudiums in Brighton ziemlich gut. Sie beschließt also, diese Anbieter direkt über Amazon anzuschreiben und ihre Leistungen als professionelle „Übersetzerin und Werbetexterin für Haushaltsgeräte“ anzubieten.

2. Simple Website erstellen

Sobald du in der Lage bist, den Mehrwert deines Services für den Kunden in einem Satz zu formulieren, erstellst du eine Portfolio-Seite. Auf einer schlichten Website oder in einem Profil eines Freelancer-Portals zeigst du, was du anzubieten hast. Denke dabei nicht an Fakten, sondern an den Nutzen, den Klienten aus einer Zusammenarbeit mit dir ziehen. Als Facebook-Werbemanager verkaufst du deinen Auftraggebern anstelle von drei Anzeigen mehr Interessenten für deren Angebot. Auch bei der Festlegung des Stundensatzes solltest du dich eher nach dem wahrgenommenen Nutzen richten als dem Wettbewerb. Denke daran, dass du Ausgaben für Steuern, Versicherung und Administration einberechnen musst. Entziehe dich dem Preiskampf mit Freelancern, die mit 15 Euro in der Stunde gut leben können. Spiele in deiner eigenen Liga, in der du durch einen Wettbewerbsvorteil die Pseudo-Vergleichbarkeit umgehst. Jetzt brauchst du nicht sofort mehrere tausend Euro für ein Logo und ein Website-Design ausgeben. In diesem Stadium ist es wichtig, mit wenig Mitteln auszukommen und deine Idee schnellstmöglich am Markt zu testen. In den weiterführenden Ressourcen findest du kostengünstige Website-Generatoren, mit denen du eine einseitige Homepage basteln kannst. Darauf stellst du dein Angebot, den Nutzen für potenzielle Kunden und dich als Person (möglichst mit Referenzen) in aller Kürze vor.

3. Erste Kunden

Jetzt geht es auf Kundenfang. Teste das Angebot, indem du alte Arbeitgeber, Bekannte und dein soziales Netzwerk davon wissen lässt. Erledige die ersten Aufträge kostenlos, um Erfahrungen und Referenzen zu sammeln. Solltest du erfolglos bleiben, bewirbst du dich auf weniger gut bezahlte Ausschreibungen in Jobbörsen wie Twago, Fernarbeit oder Upwork. Sobald du dich mit dem Angebot sicher fühlst, gehst du auf deine Wunschkunden zu. Suche sie in Foren, Gruppen auf LinkedIn, Xing oder Facebook, Blogs und Communitys. Schaffe Synergien mit anderen Freelancern in deiner Nische, die mehr Anfragen bekommen als sie bedienen können, und deshalb gerne Empfehlungen aussprechen. Besuche Veranstaltungen, auf denen potenzielle Kunden sind. Benutze unbedingt auch das Telefon, wodurch du dich von Wettbewerbern absetzt und innerhalb weniger Minuten weißt, ob Bedarf besteht. In diesem Schritt brauchst du noch nicht über große Marketingstrategien nachdenken. Es geht darum, auf direktem Wege deinen ersten Kunden zu gewinnen, um herauszufinden, ob deine angebotene Expertise am Markt gebraucht wird. Erst nachdem du zwei bis drei Aufträge bekommen hast, solltest du dir Gedanken über weitere Marketingmaßnahmen machen.

4. Standardisieren der Leistungen

Nachdem du eine Weile lang als Freelancer gearbeitet hast, wirst du eine Menge Erfahrungen gesammelt haben. Du bekommst ein sehr viel besseres Gespür für das Kernproblem deiner Kunden, wie du dieses Problem am besten beheben kannst und welche Leistungen am lukrativsten sind. Der nächste Schritt als Dienstleister ist es, dich auf dieses Kernproblem zu spezialisieren und eine effiziente Lösung zum Festpreis anzubieten. Diese Standardisierung wird auch Productized Service genannt. Du überlegst, welche einzelnen Arbeitsschritte sich bei jedem Kunden wiederholen und wie du diese standardisieren und im besten Fall auslagern kannst. Das ist der nächste Evolutionsschritt, um weg vom reinen „Zeit-gegen-Geld-Geschäft“ zu kommen.  

12 Ideen für Freelancer

  • Eventmanager für Roadshows
  • Projektmanager für digitale Teams
  • Programmierer mit Spezialgebiet Shopify
  • Designer für Corporate Identity von Künstlern
  • Virtuelle Assistentin für Solopreneure
  • Texter für Finanzblogs von Banken
  • Social Media Manager für Pinterest
  • Buchhalter mit Spezialisierung auf Lexoffice
  • Podcast-Postproduktion für Influencer
  • Videoproduktion für Lifestyle Vlogger
  • Hörbuchproduktion für Selbstverleger
  • SEO-Spezialist für WordPress Seiten
 

Weiterführende Ressourcen

  Hat dich dieser Beitrag angesprochen? Es ist der erste Teil einer Artikelserie zu ortsunabhängigen Geschäftsmodellen. Neben dem Freelancing gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, um online zu arbeiten. Alle zwei Wochen erscheint ein neuer Artikel zu dieser Reihe.