Immunsystem & Viren – Wie unser Körper Viren bekämpft
Das körpereigene Immunsystem auf eine harte Probe. Sie sind extrem wandlungsfähig und in der Lage, körpereigene Zellen umzuprogrammieren. Aber auch auf diesen hartnäckigen Eindringling wartet eine passende Immunantwort vom Körper. Hierbei kommt es stark auf den Virus an. Während Erkältungsviren verhältnismäßig schnell beseitigt werden können, stellt das HIV Wissenschaftler noch immer vor Rätsel. Wir wagen einen Blick in die spannende Welt dieser Krankheitserreger und verraten, warum sie für den Menschen so gefährlich werden können.
Sind Viren Lebewesen?
Diese Frage beschäftigt noch immer viele Forscher. Bis heute ist strittig, ob Viren zu den Lebewesen gezählt werden können oder nicht. Schließlich atmen sie nicht, sind bei der Vermehrung auf Hilfe angewiesen und besitzen keinen eigenen Stoffwechsel.¹ Sogenannte Riesenviren zwingen aber immer mehr Forscher dazu, umzudenken und doch in Betracht zu ziehen, dass Viren tatsächlich Lebewesen sind. Riesenviren sind im Vergleich zu anderen Viren sehr groß. Deshalb wurden sie anfangs sogar mit Bakterien verwechselt. Auch im Inneren unterscheiden sich die Riesen von der üblichen Ausgabe der Viren. Etwa 1000 Gene können in ihnen schlummern, während Grippeviren oder HI-Viren lediglich ein Dutzend Gene beinhalten.²
Video: Wie gefährlich sind Viren?
Quelle: #kurzerklärt: „Wie gefährlich sind Viren?“
Der französische Wissenschaftler Patrick Forterre vom Pasteur-Institut in Paris hat ein Virozell-Konzept ins Leben gerufen, nachdem Viren als lebendige Organismen in die Evolutionsgeschichte eingehen sollen. Die Begründung: Viren enthalten einen großen Speicher an Genen, sogar größer als zelluläre Organismen.³ Auch wenn es sich bei Viren streng genommen nicht um Lebewesen handelt, gibt es Fakten, die darauf hindeuten, dass heutige Viren einst aus Lebewesen entstanden sind. Die Frage, ob Viren zu den Lebewesen gehören, bleibt also weiterhin offen.
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Wie reagiert das Immunsystem auf Viren?
Um zu verstehen, wie der Körper auf den Eindringling reagiert, müssen wir zunächst hinter die Kulissen einer Virusinfektion blicken. Dabei ist die Frage besonders spannend, wie Viren überhaupt leben: Was treibt sie an und wie vermehren sie sich?
Die Vermehrung von Viren
Wie bereits erwähnt, besitzen Viren keinen Stoffwechsel und können sich selbst nicht vermehren. Ihr Ziel ist es, sich im Wirtsorganismus auszubreiten. Dabei gehen Viren immer gleich vor:
1. Mithilfe eines speziellen Eiweißes können die Viren eine passende Wirtszelle ausfindig machen.
3. Die Zelle wird „umprogrammiert“ und arbeitet fortan für den Virus. Fleißig produziert sie Virusbestandteile, die später zusammengesetzt werden. Dabei ist die identifizierte Wirtszelle behilflich, indem sie neben den Virenbestandteilen auch die Eiweißhülle, das Erkennungseiweiß und die Erbinformation herstellt.
2. Die Viren schleusen ihre Erbsubstanz ein. Diese enthält alle Informationen, um weitere Viren produzieren zu können.
4. Wenn die Produktion der Nachwuchsviren erfolgreich war, knospen die neuen Viren oder die Wirtszelle wird durch den Austritt der neuen Viren zum Platzen gebracht. Dann suchen sie sich rasch eine neue Wirtszelle, um sie umzuprogrammieren. Ein stetiger Kreislauf, der nur eines zum Ziel hat: die Virenproduktion anzukurbeln.
1. Mithilfe eines speziellen Eiweißes können die Viren eine Wirtszelle ausfindig machen.
2. Die Viren schleusen ihre Erbsubstanz ein. Diese enthält alle Informationen, um weitere Viren produzieren zu können.
3. Die Zelle wird „umprogrammiert“ und arbeitet fortan für den Virus. Fleißig produziert sie Virusbestandteile, die später zusammengesetzt werden. Dabei ist die identifizierte Wirtszelle behilflich, indem sie neben den Virenbestandteilen auch die Eiweißhülle, das Erkennungseiweiß und die Erbinformation herstellt.
4. Wenn die Produktion der Nachwuchsviren erfolgreich war, knospen die neuen Viren oder die Wirtszelle wird durch den Austritt der neuen Viren zum Platzen gebracht. Genau wie Bakteriophagen suchen sie sich nun rasch eine neue Wirtszelle, um sie umzuprogrammieren. Ein stetiger Kreislauf, der nur eines zum Ziel hat: die Virenproduktion anzukurbeln.
Wie das Immunsystem eine Virusinfektion bekämpft
Es gibt viele gefürchtete Infektionen, wie das Ebola-Virus, Zika-Virus oder Marburg- Virus. Die Folgen einer solchen Infektion können verheerend sein. Aber auch mit vermeintlich harmloseren Virusinfektionen haben die Abwehrkräfte ausreichend zu tun. Dabei hat der menschliche Organismus mehrere Möglichkeiten die Viren unschädlich zu machen. Bevor die Viren eine Wirtszelle infizieren, kann der Körper mithilfe von Makrophagen (Fresszellen) oder auch B-Zellen den Eindringling unschädlich machen. Nach seinem Eintritt in die Wirtszelle können Makrophagen und B-Zellen allerdings nichts mehr ausrichten. Dann kommen ganz spezielle Killer zum Einsatz.
T-Killerzellen – der Agent 007 im Körper
T-Killerzellen sind die Geheimwaffen unter den Immunzellen, wenn es um die Beseitigung von Viren geht. Sie kommen dann Einsatz, wenn das Innere einer Zelle bereits vom Virus befallen ist. Die Abwehrzellen arbeiten nach einem komplexen System, um den Erreger dennoch aufzuspüren:
Die T-Killerzellen helfen, wenn Makrophagen und B-Zellen nicht mehr angreifen können. Dendritische Zellen nehmen das Virus auf. Anschließend machen sie sich auf den Weg in die Lymphknoten. Dort zeigen sie mithilfe von T-Helferzellen den entsprechenden T-Killerzellen den Erreger. Die T-Killerzelle wird aktiviert, teilt sich und wandert in den Körper ab.
Um den Virus, der sich im Zellinneren befindet, für die T-Killerzellen sichtbar zu machen, bedient sich das Immunsystem der MHC-Moleküle, die fast jede Körperzelle besitzt. Auf ihnen befinden sich sowohl körpereigene Eiweiße als auch Virusbestandteile und werden so an der Oberfläche sichtbar. Ist eine Zelle infiziert, meldet sie ihren Zustand und lockt so T-Killerzellen an.
Nun kann die Arbeit beginnen: Die T-Killerzellen binden sich an die infizierte Zelle. Im Anschluss kommt das gespeicherte Zellgift zum Einsatz. Es wird freigesetzt und vernichtet die befallene Zelle. Das Zellgift kann den T-Killerzellen selbst nichts anhaben. Ist eine infizierte Zelle beseitigt, macht sich die T-Killerzelle auf zur nächsten, bis der Virus vernichtet ist.
Gefahr von T-Killerzellen
T-Killerzellen sind für die Bekämpfung von Viren unerlässlich. Allerdings können sie dem Körper auch schaden. Nämlich dann, wenn eine erworbene Immunschwäche vorliegt. Das ist bei der Krankheit AIDS der Fall. Die Erkrankung wird durch das humane Immundefizienz-Virus ausgelöst. Die Infektion sorgt dafür, dass die körpereigene Kommandozentrale nicht mehr funktioniert. Die Helferzellen werden befallen und können so anderen Zellen nicht mehr sagen, was zu tun ist. Der Körper wird nachhaltig geschwächt.
Weitere Akteure im Immunsystem
Interferone
Forscher haben sich den Rotavirus näher angeschaut und herausgefunden, dass sogenannte Interferone eine wichtige Rolle spielen, um die Funktion des Immunsystems aufrechtzuerhalten. Dabei handelt es sich um spezielle Eiweiße, die immer dann ausgeschüttet werden, wenn eine Virusinfektion stattgefunden hat. Interferone sind dafür verantwortlich, dass eine entsprechende Immunantwort auf die befallene Zelle abzielt. Schon jetzt werden Interferone eingesetzt, um Immuntherapien bei schwer behandelbaren chronischen Viruserkrankungen, wie zum Beispiel Hepatitis zu bereichern.5
Innate Lymphoid cells
In die Liste der wichtigen Akteure reihen sich auch sogenannte Innate Lymphoid cells (ILCs) ein. Ihr Wirkgebiet sind innere und äußere Körperoberflächen. Sie produzieren Interleukine und setzen so die Abwehr von Viren, Bakterien und Parasiten früh in Gang.
Rotaviren
Rotaviren gelten als hochansteckend. Bei einer Infektion lösen sie Erbrechen und Durchfall aus. Insbesondere Kinder leiden regelmäßig unter den Beschwerden, häufig ist dafür der Rotavirus verantwortlich. Bei einer Rotaviren-Infektion handelt es sich nicht um eine harmlose Kindergartenerkrankung. Der Virus schädigt die Epithelzellen im Darm belastet den Körper stark. Mehr als 500.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen.
Interleukin-22
Um eine Rotavirus-Infektion in den Griff zu bekommen, benötigt der Körper zudem Interferon-lambda (IFN-l) und den Botenstoff Interleukin-22. Letzterer ist ein bekannter Vertreter, wenn es um die Beseitigung von bakteriellen Infektionen des Darms und der Lunge geht. Der Botenstoff Interleukin-22 kann aber noch mehr, so hilft er dabei, Gewebereparaturvorgänge im Darm zu unterstützen. Nicht zuletzt betonen Forscher, dass Interleukin-22 als eine Art Verstärker des Interferons wirkt. Unter Umständen könnte der Botenstoff zukünftige Immuntherapien wirksam unterstützen.4
Studien und Quellen zum Thema Immunsystem
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2011/daz-1-2011/sind-viren-lebewesen
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26999382/
- https://www.nature.com/articles/ismej2012110
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63000/Immunsystem-kontrolliert-Virusinfektionen
- https://www.fzi.uni-mainz.de/konzertierter-angriff-auf-das-rotavirus/
FAQ – die häufigsten Fragen zum Immunsystem
Eine gesunde Abwehr ist wichtig, um die zahlreichen Eindringlinge bekämpfen zu können, mit denen der Körper tagtäglich konfrontiert ist. Das Immunsystem kann aktiv gestärkt werden. Besonders empfehlenswert ist eine ausreichende Bewegung an der frischen Luft. Eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse versorgt den Körper mit Nährstoffen, die für die Abwehr wichtig sind. Stress kann das Immunsystem belasten, daher sollte im Alltag für genügend Entspannung gesorgt werden. Nicht zuletzt ist es empfehlenswert, weitestgehend auf Tabak und Alkohol zu verzichten, um dem Abwehrsystem nicht die Kraft zu rauben.
Lesen Sie mehr darüber, wie sich das Immunsystem stärken lässt.Die Grippewelle 2019 hat wiederholt bewiesen, dass die Influenza jedes Jahr einen schweren Verlauf nehmen kann. Vorbeugende Maßnahmen können helfen, eine Ansteckung zu vermeiden. Neben der Stärkung des Abwehrsystems ist eine ausreichende Hygiene wichtig, damit die Viren nicht ihr Ziel erreichen. Einmal erkrankt, können nur die Symptome behandelt werden. Dabei helfen fiebersenkende und schmerzlindernde Medikamente. Wer an Grippe erkrankt ist, sollte unbedingt Bettruhe halten. Der Körper braucht jetzt viel Zeit, um genesen zu können.
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Zahlreiche Vitamine und Spurenelemente halten das Immunsystem auf Trab. Besonders wichtig ist die Versorgung mit Vitamin A, C, D und B-Vitaminen. Eisen, Kupfer, Selen und Zink sind ebenfalls wichtig, damit das körpereigene Abwehrsystem gut funktioniert. Der Bedarf kann hervorragend mit einer gesunden Ernährung und frischen Lebensmitteln gedeckt werden. Unter Umständen kann auch ein Nahrungsergänzungsmittel dabei helfen, den Körper mit den entsprechenden Vitaminen und Spurenelementen zu versorgen.
Weitere Informationen dazu, wie sich das Immunsystem stärken lässt.
Das körpereigene Abwehrsystem hilft grundsätzlich dabei, Krebszellen zu erkennen und zu vernichten. Ohne, dass wir das bemerken, geschieht das in unserem Körper regelmäßig. Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass ein schwaches Immunsystem eine Krebserkrankung hervorgerufen hat.
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