5 Tipps, um deinen Laptop auf Reisen zu schützen

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26.03.2023 09:42:51

5 Tipps, um deinen Laptop auf Reisen zu schützen

Ich bin ganz ehrlich mit dir. Meine fehlenden schlechten Erfahrungen und mein Glaube an das Gute im Menschen (oder nenne es Naivität) sorgt dafür, dass ich mit meiner technischen Ausrüstung auf Reisen teilweise fahrlässig umgehe. Dabei ist es recht einfach, sich selbst und seinen Laptop auf Reisen zu schützen. Welche Möglichkeiten es gibt (von easy bis extrem) zeigt dir Gastautor Joe Görbert, den ich kürzlich in Berlin kennenlernen durfte. Vorhang auf für Joe! Für viele von uns ist der Laptop das absolute Herzstück unserer Arbeit als digitale Nomaden. Eine der größten Horrorvisionen ist es, seinen Laptop zu verlieren und möglicherweise auf Wochen in seiner Arbeitsfähigkeit eingeschränkt zu sein oder noch schlimmer: Unwiederbringliche Daten zu verlieren. Viele von uns haben unter Umständen bei einem Diebstahl auch gehörig juristische Risiken zu fürchten, denn man trägt als Dienstleister Verantwortung für die Sicherheit vertraulicher Daten und Passwörter seiner Kunden. Während manche sich No-Brainer leisten und so ihren Laptop verlieren, erlebe ich auf meinen Reisen immer wieder Menschen, die den Verlust dieses wichtigen Gerätes (und bei der Gelegenheit manchmal auch andere teure Objekte) aufgrund weniger leicht vorhersagbarer Umstände erleiden. In diesem Artikel möchte ich dir als langjährig tech-reisender  Businessplan-Texter, der selbst schon über 5.000 € an Equipment während Einbrüchen, Überfällen, Pilfering (heimliches Öffnen des Gepäcks, etwa während Busfahrten oder Layovers) und Trick-/Taschendiebstahl eingebüßt hat, meine besten Tricks an die Hand geben, damit du nie diese furchtbare Erfahrung machen muss.  

#1: Chain it- Nutze die ganze Macht des Laptopschlosses

Ein Laptop-Schloss gehört zur absoluten Grundausstattung eines jeden digitalen Nomaden. Nur in den sichersten aller Unterkünfte wird der Laptop nichtabgeschlossen ohne Aufsicht zurückgelassen. Es eignen sich vor allen Dingen Zahlenschlösser, damit man den Schlüssel nicht verliert. Irgendwo sollte man übrigens unbedingt die Kombination aufschreiben/Foto machen. Ihr wollt nicht wissen, wie oft ich schon nach 4-6 Wochen Reisepause mit Blackout vor dem Schloss saß. Sollte es im Zimmer keine Objekte oder Rohre geben (Badezimmer überprüft?), an den der Laptop bei Abwesenheit angeschlossen werden kann, könnte es eine gute Idee sein, den Laptop an den Koffer anzuschließen. Auch dies erschwert den Diebstahl, denn Diebe bevorzugen einerseits meist kurze "In-and-Out" Operationen, andererseits möchten sie keine große, sichtbare Beute transportieren müssen. Auch: Wenn Du noch das eine oder andere wertvolle Gerät sonst herumliegen hast, kann es sein, dass dies den Dieb ausreichend befriedigt, und der Laptop bleibt dir erhalten. Je weniger sonstiges Diebesgut, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass Diebe den Laptop attackieren oder gar aus Frust zerstören, wenn sie ihn nicht losbekommen.  

#2: Try 'n' Threaten!

Wenn es absolut keinen Weg gibt, den Laptop auf diese Art und Weise zu sichern kann man auffällige Schriftnotizen für einen potentiellen Dieb aufstellen auf Englisch oder Landessprache. In der Notiz wird vor einem eingebauten GPS Tracking und Imprägnierung mit künstlicher DNA gewarnt, mit der das Gerät zurückverfolgbar sei. Dies hat mich in wenigstens einem Fall schon mal gerettet. Der in dieser Episode betroffene HP war aus zweiter Hand erworben und hatte darum auch ein Emblem eines Magneten in den Cover eingearbeitet, der seinerzeit auf das Überwachungssystem des Vorbesitzers, einer Firma, zurückging. Die Diebe haben das Gerät zurückgelassen, allerdings haben sie bei ihrem Einbruch in mein Hotelzimmer anderes Equipment im Wert von gut 900 € mitgehen lassen. Natürlich ist künstliche DNA auch im Übrigen betrachtet eine recht interessante Sache, insbesondere wenn der Diebstahl in einem Land mit funktionierendem Sicherheitssystem erfolgt oder es Indizien auf den Täter gibt. Manche von den DNA-Tracking Produkten sind sehr schwer abzuwaschen und sie sind mit einem Zusatz versehen, der unter UV-Licht sichtbar wird.  

#3: Leg noch einen drauf - Denn noch mehr ist nie verkehrt

Mittlerweile gibt es auch für kleinere elektronische Geräte schnittfeste Beutel wie den PacSafe, welche ebenfalls mit einem Drahtschloss gesichert sind. Natürlich sind sämtliche Drahtschlösser für eine kleine Metallsäge nur eine Frage von wenigen Minuten Sägearbeit, aber die meisten Diebe sind Gelegenheitsdiebe und schlecht ausgerüstet. Ein kleines Fahrradschloss und ein guter Koffer mit einem gescheiten Kofferschloss können ebenfalls dazu beitragen, an Orten mit schlechter Sicherheitslage den Laptop zu schützen. Beim Transport: Umhängetaschen sind leichter wegzureißen als ein Rucksack, allerdings kann dieser an belebten Orten unbemerkt von hinten geöffnet werden. Denke also nach bei der Wahl deines Equipments. Ein kleines Kabelschloss lässt sich leicht bei den meisten Rucksäcken durch die Reißverschlüsse flechten, signalisiert aber auch das Vorhandensein von Wertgegenständen. Es kann in bestimmten Szenarien daher sinnvoll sein, ein paar Plastiktüten oder ein Handtuch an/über den Rucksack zu hängen, damit man möglichst nicht wie jemand rüberkommt, der Wertvolles transportiert.   Exkurs: Vorbeugender Datenschutz im Diebstahlfall Völlig außer Frage steht natürlich die Wichtigkeit des Schutzes von persönlichen Daten und Passwörtern. Das allgemeine Zugangspasswort sollte möglichst lang und kompliziert sein. Absolut kritische Information gehören verschlüsselt ( Truecrypt wird im Zuge der NSA-Affäre leider nicht mehr vernünftig weitergeführt, weshalb heute VeraCrypt empfohlen wird). Ebenfalls brauchst du immer einen USB-Stick oder vielleicht sogar eine geschriebene Liste mit Passwörtern von Zugängen, welche nach einem Verlust des Laptops unbedingt eine Passwortänderung brauchen (Paypal, E-Mail-Konto etc.). Ich habe zudem auch immer noch irgendwo unzugänglich versteckt eine 500 GB Festplatte, wo nochmal kritische Arbeitsdateien drauf sind. Ich versuche diese Festplatte im Monatsrhythmus zu aktualisieren. In diesem Zusammenhang muss natürlich auch unbedingt erwähnt werden, dass es heutzutage schon Glückliche gibt, die komplett in die Cloud gezogen sind und die Mehrheit ihres digitalen Schatzes (allerdings natürlich unter permanenter Aufsicht der Geheimdienste natürlich) völlig mobil verwalten und einen oder mehrere potente Rechner von jedem Ort der Welt mit gutem Internet steuern und bedienen können. Sie haben andere Datenlecks zu befürchten, aber auf jeden Fall würde der Verlust ihrer Hardware sie in den allermeisten Fällen weniger hart treffen - sofern sie natürlich alle Zugänge geschützt haben.  

#4: Lese deine Umgebung

Wenn sich jemand entscheidet, jemand anderen zu bestehlen, braucht er dafür eine Gelegenheit und die muss er suchen. Suchen muss man mit den Augen. Wenn du in der Lage bist, einen potentiellen Dieb oder Räuber zu erkennen, bevor er dich erkennt, hast du nur noch eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit bestohlen zu werden (besonders wenn du noch ein paar Vorbereitungen getroffen hast, auf die wir noch im späteren Verlauf zu sprechen kommen). In verschiedenen Umgebungen gibt es verschiedene Möglichkeiten, jemanden offen zu attackieren oder per Handgeschick oder Hinterhalt zu bestehlen. Sei dir stets deiner Umgebung bewusst und bewege dich entsprechend. Lass dich nicht anlabern oder auf andere Weise ablenken. Ein geschickter Laptopdiebstahl, der immer wieder an Bahnhöfen in Buenos Aires vorkommt, ist das Schubsen einer Person, während diese eine Tasche zwischen den Beinen hat, und zwar kurz nachdem von der anderen Seite ein Schlüssel vor die Füße geworfen wurde. Die meisten Menschen wickeln die Schlaufe nicht um die Beine (sehr empfehlenswert grundsätzlich, besonders bei physisch unterlegenen Personen). Das Opfer guckt in die Richtung, wo der Schlüssel hingeworfen wurde, wird von der anderen Seite gestoßen und die Tasche wird weggerissen. Danach verschwinden die Täter in dem Labyrinth des Busbahnhofs. Es gibt keine Kameras, es gibt noch nicht mal Spiegel (würde wohl auch nichts bringen). Zurück bleibt größter Frust. Nur wer Lust auf noch mehr Nervenzerstörung oder eine Geräteversicherung hat, sollte sich entscheiden eine Anzeige bei der argentinischen Polizei zu machen. Das ist wichtig für die Statistik, so meinte einer der dortigen Polizisten mal bei einer anderen Sache zu mir. Gefasst werden die Täter in diesem Leben nicht mehr.  

Wenn's schmutzig wird - equipment zur Verteidigung

Manchmal diktieren die Umstände, das Budget oder dumme Ideen im Leben eines digitalen Nomaden, dass er teures Equipment in Situationen mitnehmen muss, die absolut nicht dafür geeignet sind. Um die hohe Gefahr sowohl nervlich-psychologisch als auch im schlimmsten Falle von der puren Überlegenheit an Feuerkraft her bewältigbar zu machen, rate ich jedem digitalen Nomaden zwei Dinge. Einmal solltest du dich mit den Grundsätzen des bewaffneten Nahkampfes (Achtung, dieser Link hat ein heftiges Bild einer Messerverletzung) vertraut machen, am besten Krav Maga. Zweitens solltest du immer eine Grundausstattung zur Selbstverteidigung bei dir führen, welche deinem Kampfstil und deiner physischen Kondition gerecht wird. Für viele Frauen ist dies Reizgas und für Männer meistens die Kombination aus einem starken Laserpointer und eines kleinen Klappmessers. Es geht dabei nicht darum, den Täter zu verletzen, sondern lediglich bei einer Auseinandersetzung mehr Verhandlungskraft führen zu können, so dass ein kritischer Schaden abgewendet werden kann. Dabei muss jedoch die Situation richtig gelesen werden: Bei einer offenen oder zu vermutenden versteckten Übermacht von mehr als 1 zu 3 sowie beim Einsatz von Feuerwaffen ist Widerwehr ohne Frage lebensgefährlich. In den allermeisten Fällen hat man jedoch ausgestattet und willens, sein Zeug zu beschützen, grundsätzlich eine gute Gelegenheit, zumindest das Schlimmste per Verhandlungsführung oder schneller Reaktion abzuwenden. Ich kannte mal jemanden, der in seinen Laptop ein Gerät eingebaut hat, das er per GPS nicht nur tracken (siehe auch folgenden Artikel über eingebaute GPS-Tracker) sondern angeblich per Internetbefehl auch detonieren konnte und welches in diesem Fall die Festplatte zerstört. Vielleicht auch noch eine Option, falls Du zu den Extrakrassen gehören willst. Keine Ahnung, ob die Kollegen an der Sicherheitskontrolle so etwas aufspüren, aber ich fand es erwähnenswert. Übrigens: Remote Data Destruction Software gibt es ebenfalls und soll auch ziemlich gut funktionieren.   Schlussfolgerung: Manche von den hier erwähnten Hinweisen scheinen etwas heftig anzumuten. Ich glaube aber, dass wir in eine Zukunft abgleiten, in der wir immer weniger auf die Sicherheitskräfte des Staates zählen können. Zumindest wenn es darum geht, uns als Normalbürger vor den Abgehängten zu schützen, die Hunger haben und in einem Laptop einen großen Wert sehen. Für uns hat der Laptop jedoch immer noch den größten (auch immateriellen) Wert. Deshalb sollten wir alle Methoden nutzen, das Vehikel unserer Freiheit und unseres Wohlstands mit größter Sorgfalt und Entschlossenheit zu schützen.   Hast du schon mal deinen Laptop verloren oder kennst du noch weitere clevere Wege, dieses wichtige Gerät zu schützen? Schreib es mir in die Kommentare!  

Über den Autor:

Gastautor JoeJoe Görbert schreibt Businesspläne und Werbetexte seit respektive 8 und 4 Jahren. Seit drei Jahren vollnomadisch unterwegs kann er bereits auf ca. fünf Jahre Work-on-Travel zurückblicken. Während seiner vielen Reisen hatte er bereits einiges an elektronischem Gerät verloren, jedoch nie den Laptop*. Er wünscht sich für alle digitalen Nomaden Zusammenhalt und nur das Beste Glück auf all ihren Reisen und steht ihnen gerne jederzeit zur Verfügung, speziell wenn es Fragen zu Südamerika gibt. * = Einmal musste ich ihn mit Klauen und Zähnen verteidigen, als sie mich in Buenos Aires in einem Park von hinten mit einem Elektroschocker attackierten. Doch der Erfolg hier war allein dem Glück geschuldet- Ich habe mich weder intelligent verhalten noch war ich vorbereitet und hätte bei der Aktion auch locker draufgehen können.