Online Arbeiten: Software entwickeln (lassen)

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09.12.2023 00:00:00

Online Arbeiten: Software wie Apps, Plugins und SaaS entwickeln (lassen)

Im vorherigen Teil dieser Artikelserie zu Möglichkeiten des ortsunabhängigen Arbeitens ging es um Informationsprodukte in Form von E-Books und Onlinekursen. Software ist ein anderes Format, soll als digitales Produkt aber genauso die Probleme oder Bedürfnisse einer Zielgruppe bedienen. Apps, Plugins und Desktop-Software helfen dem Anwender dabei, ein Problem zu lösen oder ihn zu unterhalten. Die Lösung besteht für gewöhnlich darin, die Produktivität zu erhöhen, das Organisieren von Dateien zu vereinfachen, das Marketing zu automatisieren oder die Zeit mit Spielen zu vertreiben. Die Kosten für die Erstellung von Apps und Plugins beginnen je nach Umfang im vierstelligen Bereich. Eine anspruchslose App wie eine Eieruhr, bei der das Design vorgegeben wird, kostet bei einem deutschen Entwickler mindestens 2.000 Euro. Komplexere Anwendungen gehen schnell in die Zehntausende. Nicht unterschätzen solltest du den Support, der auch lange nach der Programmierung geleistet werden muss. Die große Herausforderung besteht darin, einen passenden Programmierer zu finden. Oder du kannst selbst entwickeln, bist aber nicht gut in der Vermarktung. Eine Möglichkeit ist dann die Bündelung von Kompetenzen, also ein Gemeinschaftsprojekt von Entwickler und Marketer. Die Verständigung zwischen der technisch lösungsorientierten Denkweise von Codern und abstrakt denkenden Unternehmern ist meiner Erfahrung nach nicht immer leicht. Für eine gemeinsame Kommunikationsgrundlage solltest du dich zumindest grob mit verschiedenen Programmiersprachen auskennen. Wenn du sowohl eine großartige Idee als auch eine Plattform zum Verkauf, jedoch keine Programmierkenntnisse hast, suche dir einen Entwickler, der deine Sprache spricht. Zur Beauftragung findest du diese auf Jobbörsen wie Twago oder People4Project. Günstiger wird es mit osteuropäischen oder indischen Freelancern auf Upwork, wobei du die sprachlichen und kulturellen Barrieren berücksichtigen solltest. Um eine Software gemeinschaftlich mit Umsatzbeteiligung zu entwickeln, schaue dir die Anwendungen an, die du selbst gerne benutzt und gehe aktiv auf deren Entwickler zu. Für unterschiedliche Plattformen wie Website-Baukästen und Online-Shops gibt es Erweiterungen, die auf einem bestehenden Programm aufsitzen. Das können Add-ons für Browser, Plugins für Content-Management-Systeme oder WordPress Themes sein. Ein Nachteil sind die Aktualisierungen, die du vornehmen musst, sobald sich die Hauptsoftware ändert. Du bist immer abhängig von dem System, auf dem deine Anwendungen installiert sind. Der große Vorteil liegt darin, dass dir diese Plattformen das Marketing erleichtern. Beispielsweise nutzen ein Drittel aller Webseiten WordPress, wodurch dein Angebot über das Verzeichnis für Plugins und Themes im Backend gut gefunden wird. Apps gibt es für iOS und Android Smartphones und Tablets, für Smart TVs oder Spielekonsolen. Die Vermarktung funktioniert entweder durch Werbung oder kostenpflichtige Downloads innerhalb der App. In-App Advertising, also das Einblenden von Anzeigen während der App-Nutzung, lohnt sich erst ab mehreren Tausend Downloads. Da das Betriebssystem Android deutlich mehr Nutzer hat, können sich Werbeanzeigen eher lohnen. Bei Apple gelten strengere Richtlinien hinsichtlich der Apps für iOS, weshalb du mit hochwertigen Premium-Apps hier bessere Chancen hast. Die erfolgreichsten Apps nutzen das sogenannte Freemium-Modell, also kostenlose Basisversionen, die gegen Bezahlung zusätzliche Funktionen oder ein Upgrade bieten. Beim Verkauf behalten die App-Plattformen ungefähr ein Drittel des Preises als Provision ein. Die meisten Plugins und Apps werden für einen einmaligen Betrag verkauft und bieten Support, der für gewöhnlich ein Jahr lang geleistet wird. Finanziell deutlich attraktiver sind Anwendungen, für die Benutzer anstelle eines Einmalbetrages eine monatliche, nutzungsabhängige Lizenzgebühr bezahlen. Nach diesem Prinzip funktioniert Software as a Service (SaaS). SaaS-Lösungen sind nicht lokal auf einem Rechner installiert, sondern bei dem Anbieter gehostet. Über den Browser haben Nutzer jederzeit Zugriff auf die Anwendung, die in der Cloud liegt. Der Kunde benötigt also keine eigene IT-Infrastruktur, muss sich nicht um Updates kümmern und hat bei Problemen immer einen Ansprechpartner.
Vorteile: Nach der recht kostenintensiven Programmierung können Software-Modelle für ein langfristig wiederkehrendes Einkommen sorgen. Das Potenzial zur Skalierung ist hoch, da außer dem Support kaum Zusatzkosten für weitere Verkäufe anfallen. Außerdem besitzt du als Eigentümer der Software deine Kundendaten, wodurch du gute Möglichkeiten für Upsells an Bestandskunden hast.
  • Kann nach der kostenintensiven Anfangsphase ein langfristig sehr lukratives Geschäftsmodell sein
  • Software kann durch Updates ständig an veränderte Kundenbedürfnisse angepasst werden
  • Gute Möglichkeiten für Upsells innerhalb der Anwendung
Nachteile: Solltest du nicht selbst programmieren können, musst du mit hohen Kosten für die Entwicklung rechnen. Auch für zukünftige Aktualisierungen und Kundensupport fallen Kosten an. Ein weiteres Problem kann die Abhängigkeit von der Plattform sein, auf der die Software basiert.
  • Hohe Anfangsinvestitionen im vier- bis fünfstelligen Bereich
  • Zumindest ein Grundverständnis von Programmiersprachen ist empfehlenswert
  • Kontinuierlicher Support-Aufwand nach der Erstellung der Anwendung
  • Bei Änderungen der Hauptplattform muss die eigene Software angepasst werden

Erste Schritte für Software

Wie bei allen Geschäftsmodellen, besonders aber bei den digitalen Produkten, solltest du einen Zugang zu den späteren Anwendern haben. Anders als bei Dienstleistungen kannst du eine entwickelte Software nicht mehr so schnell anpassen. Deshalb ist es wichtig, dir über Zielgruppe, Problemlösung und Absatzkanäle klar zu sein.  

1. Algorithmus

Deine Software muss ein Problem beheben. Überlege dir, wie der Lösungsprozess aussieht, der später in Code abgebildet wird. Auch hier ist es wieder ein großer Vorteil, bereits im engen Austausch mit deiner Zielgruppe zu stehen.  

2. Plattform

Entscheide dich für eine Programmiersprache und die Umgebung, in der die Software entwickelt werden soll. Für welche Betriebssysteme, Browser oder Content-Management-Systeme bietest du die Softwarelösung an? Handelt es sich um eine App, ein Plugin, Desktop-Software oder eine SaaS-Lösung? Denke an dieser Stelle auch darüber nach, wie du die Anwendung vermarktest, um langfristig Geld damit zu verdienen.  

3. Entwickler

Solltest du selbst nicht programmieren können, suchst du dir über dein Netzwerk oder Jobbörsen einen passenden Entwickler. Eine andere Möglichkeit besteht darin, mit einem Partner zu kooperieren, den du am Risiko und Gewinn der Unternehmung beteiligst. Lasse den Programmierer vor der langfristigen Zusammenarbeit auf jeden Fall ein kleines Referenzprojekt machen oder bitte ihn, ein paar Zeilen Code zu einem vorgegebenen Problem zu schreiben, die du dann von einem Sachkundigen überprüfen lässt.
 

Fallstudie: Frank entwickelt ein WordPress Plugin

Mehr als 90 % von Franks Kunden aus der Social-Media-Agentur nutzen WordPress für ihre Webseiten. Eines ihrer Probleme besteht darin, viel Zeit für die Vorausplanung von Facebook Posts zu verschwenden. Um ihnen zu helfen, möchte Frank in Form eines Plugins eine Lösung anbieten. Seine Anwendung „Postmatic für Facebook" soll die beliebtesten Inhalte der Blogs scannen und automatisch alte Beiträge mit einer Kurzbeschreibung in dem sozialen Netzwerk posten. Frank bezahlt etwa 5.000 Euro für die Entwicklung der ersten Version, die er kostenlos anbietet. Sein Hauptziel besteht vielmehr in der Kundengewinnung, als darin, direkten Umsatz mit dem Plugin zu erzielen. Sobald ein Webseitenbetreiber das Plugin im WordPress Verzeichnis gefunden und heruntergeladen hat, bekommt Frank dessen E-Mail und kann dem Anwender über das Backend verschiedene Angebote aus seinem Dienstleistungsportfolio machen. Die Rückmeldungen nach ein paar Monaten sind positiv. Hilfreiche Vorschläge zur Weiterentwicklung werden in einem Update verarbeitet, das jetzt auch eine Premium-Version des Plugins enthält. Durch die Einnahmen refinanziert sich Frank die Kosten für Entwicklung und fortlaufenden Support. Er macht wenig direkten Gewinn mit Postmatic für Facebook, hat mit dem Plugin aber einen neuen, sehr gut funktionierenden Akquisekanal für seine Dienstleistungen gefunden.

4. Prototyp

Entwickle ein kostenloses Plugin, Theme, eine Basisversion der App oder des SaaS. Der Prototyp sollte nur die allerwichtigsten Funktionen enthalten. Teste diesen und lasse dir von den Erstanwendern Feedback geben. Mit den Rückmeldungen geht es dann in die nächste Iteration, also die neue Entwicklungsschleife.  

5. Weiterentwicklung

Der ständige Prozess der Optimierung ist nach der ersten Vollversion nicht beendet. Basierend auf Support-Anfragen und Verbesserungsvorschlägen von Anwendern perfektionierst du die Beta-Version, bis daraus ein kostenpflichtiges Premium-Angebot wird. Da du über die Software fortlaufend Daten über deine Kunden und deren Nutzerverhalten sammelst, werden dir die Ideen zur Entwicklung von Folgeprodukten nur so zufliegen. Zudem kannst du für Nutzer der Software zusätzlich zu Standardlösungen auch Premium-Dienstleistungen wie Coaching, Beratung oder Betreuung anbieten.  
 

12 Ideen für Software

  • WooCommerce Themes für Musiker
  • Smartphone App zum Erkennen von Vogelstimmen
  • Software as a Service für Flohmarktveranstalter
  • Shopify Add-on für den deutschen Markt
  • WordPress Plugin für ActiveCampaign
  • Buchhaltungssoftware für Sportvereine
  • App mit Saatkalender für Balkonkräuter
  • Fitness-App für Schwangerschaftsgymnastik
  • Software as a Service zum Verwalten von Anlageportfolios
  • WordPress Themes für vegane Restaurants
  • Software für Persönlichkeitstests
  • Plugin zur automatischen Impressumserstellung
 
 

Weiterführende Ressourcen

  Hat dich dieser Beitrag angesprochen? Es ist der achte Teil einer Artikelserie zu ortsunabhängigen Geschäftsmodellen. Neben der Entwicklugn von Software gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, um online zu arbeiten. Alle zwei Wochen erscheint ein neuer Artikel zu dieser Reihe.