Cannabisöl - Anwendung und Wirkung

yippy
von yippy
8 min
17.09.2023 16:53:00

Bei Cannabisöl, das auch unter der Bezeichnung Haschischöl oder THC-Öl bekannt ist, handelt es sich um einen Extrakt, der aus dem Harz der Blütenstände der weiblichen Hanfpflanze gewonnen wird. Genaugenommen handelt es sich dabei somit nicht um echtes Öl, da es ein Fett enthält.

Haschischöl hat einen hohen THC-Gehalt - meist zwischen 15 und 20 Prozent, der kann jedoch manchmal bis zu 70 Prozent erreichen - und wird als Arzneimittel, beispielsweise zur Schmerzreduktion oder bei Schlafstörungen, und Rauschmittel verwendet. Durch den hohen Wirkstoffgehalt ist Haschischöl das potenteste Cannabisprodukt. In Deutschland unterliegt es deshalb dem Betäubungsmittelgesetz. Auch in den Niederlanden wird der Besitz kleiner Mengen strafrechtlich verfolgt. Haschischöl spielt neben den anderen Cannabisprodukten mengenmäßig nur eine geringe Rolle. Haschischöl unterscheidet sich somit grundlegend von dem bekannten CBD Öl oder Hanföl, das aus den Samen des Nutzhanfs hergestellt wird und als Speiseöl genutzt wird, sowie vom ätherischen Hanföl, das durch Destillation aus Blüten und Blättern der Hanfpflanze gewonnen wird. Berauschende Bestandteile haben beide Hanföle keine.

Was ist Cannabisöl

Medizinisches Cannabis kann in Form von Ölen eingesetzt werden. Dabei gibt es unterschiedliche Varianten, die sich durch ihre Bandbreite an Wirkungen und die Inhaltsstoffe unterscheiden. Patienten sowie Ärzte müssen bei der Verwendung bzw. Verordnung einiges beachten. So erhalten nur Personen, die auch in der Schweiz leben, dort ein THC- haltiges Cannabisöl auf Rezept. Zudem muss eine Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes für Gesundheit vorliegen. Die Dosierung und die Einnahme sollten nach einem individuellen Schema erfolgen. Auf diese Weise können Patienten bei unterschiedlichen Beschwerden von den pflanzlichen Extrakten profitieren.

Produkt-Portrait Cannabis-Öl

Kategorie Eigenschaft
Bezeichnung Cannabisöl normiert (ca. 10 mg THC / ml und ca. 20 mg CBD / ml) (Cannabis sativa extractum oleatum normatum)
Inhaltsstoffe 1 g des Hanfextrakts enthalten: ca. 11 mg Tetrahydrocannabinol (THC) und ca. 21 mg Cannabidiol (CBD). Basis: biologisches Hanfsamenöl, Konservierungsmittel: Ascorbylpalmitat
Farbe Flüssigkeit, die sich ölig und dunkelgrün darstellt
Geruch Charakteristischer Hanfgeruch
Geschmack Typischer Hanfgeschmack
Haltbarkeit Verfallsdatum ist auf dem Produkt vermerkt
Aufbewahrung Bei Raumtemperatur oder im Kühlschrank lichtgeschützt aufbewahren, Flasche stets gut verschließen

 

Cannabisöl: Wirkstoffe

Es gibt verschiedene Sorten von Cannabisölen. Während in der Küche vor allem Hanföl, das aus Hanfsamen hergestellt wird, eine Bedeutung zukommt, liegt das Augenmerk bei medizinischem Cannabis auf einer anderen Zusammensetzung. Hier wird vor allem auf eine Mischung aus CBD und THC gesetzt. Während CBD nicht berauschend wirkt, kann THC psychoaktive Wirkungen freisetzen. Den jeweiligen Substanzen im Cannabisöl werden verschiedene positive Eigenschaften zugeschrieben.

CBD konnte in Studien mit seinem schmerzlindernden, entzündungshemmenden und angstlösenden Potenzial überzeugen.

THC bzw. Dronabinol wird ebenfalls mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Effekten in Verbindung gebracht. Zudem soll die Substanz gegen Übelkeit und Erbrechen helfen. Nicht zuletzt konnten Wissenschaftler feststellen, dass THC appetitanregend, dämpfend, psychotrop und muskelentspannend wirkt.

Durch eine Kombination der Substanzen soll es gelingen, die Vorzüge beider Pflanzenextrakte zu vereinen. Zudem soll durch das zugegebene CBD eine bessere Verträglichkeit erreicht werden.

Prinzipiell können aber auch Cannabisöle, die ausschließlich THC oder CBD enthalten, verordnet werden.

TIPP: Studien zu CBD geben Aufschluss

In einer Studie hat sich gezeigt, dass CBD in der Lage ist, die Wirkung von THC zu verstärken. Allerdings wurden die Substanzen bei dem Versuch verdampft. Inwieweit sich die Hinweise auf das komplexe Wechselspiel zwischen CBD und THC auf oral einzunehmende Präparate übertragen lässt, müssen weitere Studien erforschen.

Wirkmechanismus von Sativia-Öl

Die Wirkung von Cannabisöl beruht auf der Ansprache des sogenannten Endocannabinoid-Systems. Das komplexe System befindet sich in jedem menschlichen Körper und greift auf zwei unterschiedliche Rezeptoren zurück: CB 1 und CB 2. Noch immer gibt es zahlreiche Geheimnisse, rund um das Endocannabinoid-System. Fest steht jedoch, dass es entscheidenden Einfluss auf wichtige Regulationsmechanismen im Körper ausübt. So kann es sich beispielsweise auf das Immunsystem, die Schmerzverarbeitung, die Bewegungskoordination, den Appetit und kognitive Prozesse auswirken.

Die Rezeptoren werden durch Cannabinoide aktiviert. Jeder menschliche Organismus produziert körpereigene Cannabinoide (Endocannabinoide). Zudem vermuten Forscher, dass von außen zugeführte Cannabinoide sich an die Rezeptoren binden können. Das könnte beispielsweise mit THC und CBD gelingen. Das Ergebnis wären die typischen Eigenschaften, die in Verbindung mit den nachgefragten Cannabinoiden stehen.

Zur Erklärung: CB 1 Rezeptoren befinden sich überwiegend im zentralen und peripheren Nervensystem. Daher nehmen sie eine entscheidende Rolle mit Blick auf die Schmerzverarbeitung und Bewegungskoordination ein. Auch Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen können im Zusammenhang mit diesem Rezeptor stehen.

CB 2 wird thematisiert, wenn degenerative und entzündliche Erkrankungen im Vordergrund stehen. Es wird angenommen, dass der CB 2 Rezeptor Entzündungsbotenstoffe im Körper regulieren kann. Dadurch wäre es möglich, dass er einen entscheidenden Einfluss auf das Immunsystem nimmt.

Cannabis-Öl: Anwendungsgebiete

Sativia-Öl kann bei verschiedenen Beschwerden und Erkrankungen empfohlen werden. Die Empfehlungen beruhen auf Studienergebnissen und Erfahrungsberichten. Laut einem wissenschaftlichen Report, der von der Techniker Krankenkasse in Auftrag gegeben wurde, eignet sich medizinisches Cannabis, zum Beispiel in Form von Cannabisöl, als Medizin bei folgenden Indikationen:

  • chronische Schmerzzustände
  • Spastiken bei Multiple Sklerose und Lähmung
  • Epilepsie
  • Übelkeit und Erbrechen sowie Appetitlosigkeit im Zuge von ernsthaften Erkrankungen und Therapien

Zudem könnte Cannabisöl auch bei Angststörungen, Schlafstörungen, ADHS und bei neurodegenerativen Erkrankungen Sinn machen. Im Fall von ADHS fehlt es aber noch an qualitativen Studien.

Hinweise für die Anwendung von Cannabis-Öl

Es gibt Cannabisöl mit verschiedenen Wirkbestandteilen. Zu medizinischen Zwecken werden vorrangig THC- und CBD-haltige Produkte verschrieben. Da THC unter die Betäubungsmittel fällt, müssen Schweizer Patienten eine Verordnung von ihrem Arzt ausgestellt bekommen. Zudem ist eine Ausnahmegenehmigung des Bundesamtes für Gesundheit erforderlich. Nur auf diese Weise darf die Apotheke ein THC-haltiges Cannabisöl herausgeben. Bei der Anwendung sollten sich Patienten stets an die empfohlene Dosierung halten. Diese wird von dem Arzt individuell festgelegt. Dabei spielen die Form der Beschwerden und verschiedene Patientenfaktoren eine Rolle. Sollten Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen auftreten, sollte der Arzt schnellstmöglich informiert werden. Dann macht es Sinn, eine Reduzierung der Menge anzustreben. In vielen Fällen verschwinden die Nebenwirkungen jedoch bei einer regelmäßigen Einnahme.

Dosierung / Einnahmehinweise

Wie bereits erwähnt, wird die Dosierung individuell von einem Mediziner festgelegt. Schließlich erfordern unterschiedliche Beschwerden auch eine angepasste CBD- und THC- Menge. Üblicherweise liegt die Dosierung zwischen 5 und 30 mg THC täglich. Das Cannabisöl wird auf 2-3 Gaben verteilt. In bestimmten Fällen kann der Arzt die Dosierung auch höher oder tiefer ansetzen. Grundsätzlich wird aber mit einer einschleichen Dosierung gearbeitet. Das bedeutet, dass der Patient zunächst eine geringe Menge erhält, die er auf 2-3 Gaben verteilt. Danach wird so lange erhöht, bis die gewünschte Zieldosis erreicht ist.

Sativia-Öl wird bevorzugt mit fetthaltigen Speisen aufgenommen. Dafür eignen sich beispielsweise Joghurt, Speiseöl, Milch oder Butterkeks. Patienten sollten darauf achten, die Dosierungspipette senkrecht zu halten. So gelingt das Abzählen der Tropfen am einfachsten.

TIPP: Extrationsmethode entscheidend

Bei medizinischem Cannabis muss der Extraktionsmethode eine entscheidende Bedeutung beigemessen werden. Mit einem Lösungsmittel gelingt es, die wertvollen Pflanzenwirkstoffe zu extrahieren. Allerdings gelten einige von ihnen als giftig. Daher muss penibel darauf geachtet werden, dass sie später im Produkt nicht mehr enthalten sind. Anwender von Cannabisöl profitieren davon, wenn eine große Bandbreite an Pflanzenwirkstoffen, unter anderem auch Terpenen, enthalten sind. Auch hier ist die geeignete Lösungsmittelauswahl wichtig, um empfindliche Pflanzenbestandteile nicht zu zerstören. Olivenöl hat sich als Lösungsmittel sehr bewährt.

Wirkeintritt

Die Spanne, in der der Wirkeintritt erwartet wird, ist bei dem Cannabinoid THC recht groß. Etwa 30-120 Minuten kann es dauern, bis die Effekte eintreten. Die psychoaktive Wirkung kann sich über 6 Stunden hinweg bemerkbar machen. Menschen, die mit Cannabisöl ihren Appetit anregen möchten, können bis zu 24 Stunden von einem THC-haltigen, verschreibungspflichtigen Präparat profitieren.

Nebenwirkungen von medizinischen Cannabis-Öl

Auch wenn CBD und THC natürliche Substanzen darstellen, können sie Nebenwirkungen hervorrufen. Allerdings gelten therapeutische Dosen als gut verträglich. Die entsprechenden Nebenwirkungen treten vor allem dann auf, wenn relativ hohe THC Dosen zum Einsatz kommen. Dann kann es zu Müdigkeit, Mundtrockenheit, Herzrasen, Blutdrucksenkung, Schwindel und geröteten Augen kommen. Psychoaktive Substanzen wie THC können in seltenen Fällen Euphorie oder rauschartige Effekte begünstigen. Allerdings betonen Mediziner, das therapeutische Mengen dafür in der Regel nicht ausreichen. Wie bereits erwähnt, können unerwünschte Begleiterscheinungen verschwinden, nachdem die Substanzen regelmäßig eingenommen werden.

Wechselwirkungen / Interaktionen

Grundsätzlich kann angenommen werden, dass es bei der gleichzeitigen Einnahme von Cannabisöl und anderen Medikamenten zu Wechselwirkungen kommen kann. Allerdings wurde das Cannabisöl in Kombination mit zahlreichen Medikamenten erprobt. Klinisch relevante Wechselwirkungen sind dabei nicht aufgetreten. Trotzdem gibt es ausgewählte Arzneimittel, bei denen eine angepasste Dosierung Sinn macht. Opiate, Schlafmittel und Co. zählen zu den zentralwirksamen Arzneimitteln. Bei der gleichzeitigen Einnahme mit Cannabisöl kann eine verstärkte sedierende Wirkung nicht ausgeschlossen werden.

Es gibt Medikamente, die in der Leber durch bestimmte Enzyme verstoffwechselt werden. Da THC den gleichen Weg beim Abbau nimmt, kann sich eine stärkere oder schwächere Medikamentenwirksamkeit einstellen. Bei Unsicherheiten sollten Patienten sicherheitshalber ihren Arzt befragen.

Kontraindikationen

Nicht bei jedem Patienten ist eine Verordnung von Cannabisöl angebracht. Selten aber möglich ist eine Überempfindlichkeit gegenüber Hanf oder THC. In diesem Fall sollte von einer Verschreibung abgesehen werden. Auch schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen oder ernst zu nehmende Herzprobleme stehen einer Verordnung im Weg. Das dient zum Schutz der Patientengesundheit. Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und Stillende sollten ebenfalls auf Cannabisöl verzichten. Mehr zu Cannabis Kontraindikationen lesen.

Abhängigkeit / Suchtpotential

Obwohl THC (Dronabinol) mit psychoaktiven Effekten in Verbindung gebracht wird, geht von therapeutischen Dosierungen ein nur sehr geringes Abhängigkeitspotential aus. Laut Forschern ist das Suchtpotenzial bei der Anwendung von zugelassenem Cannabisöl zu vernachlässigen. CBD besitzt von Natur aus keinen Suchtfaktor.

Cannabisöl: Hinweise für Patienten

THC ist ein Betäubungsmittel. Mit therapeutischen Mengen dürfen Patienten aber trotzdem Autofahren. Allerdings kann die Reaktionsfähigkeit unter der Anwendung von THC eingeschränkt sein. Patienten bemerken insbesondere bei einer Dosierungsänderung die Auswirkungen.

Daher gilt es das Auto stehen zu lassen, wenn eine neue Anpassung erfolgt ist. Wenn sich Patienten an die aktuelle Dosierung gewöhnt haben, können Fahrzeuge wieder geführt werden. Besonders wichtig ist, dass Betroffene THC-haltige Erzeugnisse niemals mit Alkohol mischen. Dadurch kann die Fahrtauglichkeit deutlich beeinflusst werden.

Bei der Reise ins Ausland gilt es ebenfalls einiges zu beachten. Konsulate oder Botschaften sind eine gute Informationsquelle, um zu erfahren, welche Rechte in dem jeweiligen Land gelten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt sich eine beglaubigte Kopie der ärztlichen Verordnung aushändigen. Darauf sollte die einzunehmende Dosierung festgeschrieben sein.

Cannabisöl: Hinweise für Ärzte

Cannabisöl, das zu medizinischen Zwecken eingesetzt wird, enthält häufig THC. Der Extrakt aus der Hanfpflanze besitzt ein breites Anwendungsspektrum und kann das Cannabinoid CBD sinnvoll ergänzen. THC-haltige Erzeugnisse, die therapeutisch wirken sollen, erfordern nicht nur eine medizinische Verordnung, sondern auch eine Ausnahmebewilligung des Bundesamtes für Gesundheit. Patienten sollten stets individuell eingestellt und überprüft werden. Bei jeder Dosierungsanpassung empfiehlt es sich, den Betroffenen erneut einzubestellen, um die Wirkung und Verträglichkeit zu hinterfragen.

Folgende Umrechnungstabelle hilft dabei, Cannabisöl für Patienten zu dosieren. Im Mittelpunkt steht hier das Produkt mit der Bezeichnung „Cannabisöl normiert (ca. 10 mg THC/ml) Cannabis sativia extractum oleatum normatum, Charge Nr. 1745 1901“

xx Tropfen entsprechen  mg THC mg CBD
1 Tropfen Cannabisöl 0,40 mg THC 0,80 mg CBD
3 Tropfen Cannabisöl 1 mg THC 2 mg CBD
7 Tropfen Cannabisöl 2,5 mg THC 5 mg CBD
14 Tropfen Cannabisöl 5 mg THC 10 mg CBD
28 Tropfen Cannabisöl 10 mg THC 20 mg CBD


Vor der Verschreibung sollte eine ausgiebige Anamnese stattfinden. Schwerwiegende psychische Erkrankungen können genauso gut eine Kontraindikation darstellen, wie ernstzunehmende Herzerkrankungen. Zudem können regelmäßig einzunehmende Medikamente zu Wechselwirkungen führen. Da Cannabisöl Schmerzpatienten verordnet wird, gilt es zu hinterfragen, ob Opiate eingenommen werden. Durch die Kombination können sich die Nebenwirkungen der Substanzen potenzieren.

TIPP: Gut zu wissen!

Mediziner, die ihren Schweizer Patienten Cannabisöl verordnen möchten, müssen über eine Niederlassung in der Schweiz verfügen.

Erfahrungen mit Sativia-Öl

Erfahrungsberichte zum Thema CBD-Öl gibt es einige. Verschreibungspflichtige Erzeugnisse, die mit CBD und THC angereichert sind, werden im Internet allerdings nur vereinzelt thematisiert. In Erfahrungsberichten melden sich Patienten zu Wort, die insbesondere mit Schmerzzuständen zu kämpfen haben. Auch Personen mit Multiple Sklerose berichten von Erfolgserlebnissen mit Cannabisöl. Allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um subjektive Eindrücke. Studien haben den Auszügen aus der Hanfpflanze bereits eine große Bandbreite an Wirkpotenzialen bestätigt. Patienten sollten sich, sofern sie die Indikation für eine Verschreibung erfüllen, vertrauensvoll an ihren Arzt wenden, um Cannabisöl auszuprobieren.